Montag, 1. August 2016

Kleine pelzige "Junkies"

Wenn man Meerschweinchen Medikamente verabreichen muss/will/ soll, sind 1-ml-Spritzen (natürlich ohne Nadel!) unheimlich hilfreiche Werkzeuge. Aber wer würde glauben, dass die kleinen Pelznasen eine ausgesprochene Vorliebe für Spritzen entwickeln können?

Natürlich hängt es auch vom Inhalt der Spritze ab, aber meine Schweinchen sind von Spritzen normalerweise sehr angetan. Das kann sogar soweit gehen, dass sie sich gegenseitig die Spritze aus der Schnauze ziehen, um an den Inhalt zu gelangen.
Da heißt es dann ganz besonders gut aufpassen, wenn ein Tierchen der Gruppe ein Medikament braucht, das die anderen nicht bekommen sollten.

Das erste Schweinchen, das freiwillig aus der Spritze getrunken hat, war Lea. Aber Lea ist kein Einzelfall geblieben.
Ginger, die wenige Wochen vor Leas Tod bei uns eingezogen ist, hat sich das noch schnell von Lea abgeschaut. Und von Ginger haben es die anderen Nachwuchstalente meiner Gruppe gelernt.

Viele Dinge kann ich den Fellbeutelmeiers so ganz leicht verabreichen. Man hält ihnen einfach die Spritze vor die Nase und sie docken an und schlempern den Inhalt. Aber manche Dinge sind natürlich schon ein großer Kampf. Wenn es zum Beispiel um ein Antibiotikum geht, kann ich nicht mit Kooperation rechnen ... ganz im Gegenteil.

Ginger hatte da eine ganz besondere Technik. Sie schaffte es immer sehr elegant, sich grausliche Sachen (oder solche, die sie so definierte) mit den Heuresten, die sie gerade im Maul hatte, als dunkelgrüne Soße aus den Mundwinkeln rinnen zu lassen.
Da musste ich dann möglichst schnell lernen, ihr das Antibiotikum auf eine Art und Weise zu verabreichen, dass zumindest der Großteil davon auch wirklich im Schwein landete - und nicht nur auf mir, dem Handtuch, auf dem Ginger saß, in Gingers Fell usw.

Nicky hat auch eine sehr spezielle Technik, wenn es darum geht, ein Medikament nicht zu nehmen. Er arbeitet dabei sehr geschickt mit seinen Vorderpfoten. Während er gleichzeitig den Kopf wegdreht, schiebt er die Spritze mit der Pfote weg, sodass es gar nicht so einfach ist, das Medikament in ihn hineinzubekommen, wenn er den Geruch oder Geschmack nicht mag. Bei guten Dingen dockt auch er bereitwilllig an und trinkt ganz brav selbstständig aus der Spritze.

Eine weitere beliebte Abwehrmethode ist das Beißen in die Spritze. Das können sie alle ganz gut. Je wütender das Schweinchen wird, desto vehementer wird es gelebt. Dabei wird versucht, der Spitze der Spritze auszuweichen und es wird seitlich auf die Spritze gebissen. Wenn ich loslassen würde, würden sie mir die Spritze vermutlich wegnehmen und fallen lassen oder - je nach Wutlage - auch wegschleudern. ;-)

Bei so viel Einfallsreichtum kann ich mich ohnehin glücklich schätzen, dass die Bande viel sehr freiwillig und selbstständig entgegennimmt.